Start > Archiv > NewsReader

Prävention durch Theater - "Gefangen im Netz"

21.01.2017 07:00

Out! - Gefangen im Netz

Foto: Eric Behrendt im Nachgespräch mit seinem Publikum

Aus unterschiedlichen Blickwinkeln aufzuzeigen, was Cybermobbing anrichten kann, dafür engagieren sich die ausgebildeten MediaScouts, Elternvertretung und Kollegium der Gemeinschaftsschule Meldorf. Denn: „Wer schützt uns vor der Eigendynamik und dem Missbrauch des Mediums Internet, wenn nicht wir selbst?“   Jetzt wurde das aktuelle Theaterstück „OUT“ - Premiere 2013 - in die GMS geholt - und berührte.

Vicky war 15, als sie die Schule wechselte und in die neue Klasse kam. Vicky kannte sich aus mit facebook, WhatsApp und anderen sozialen Netzwerken. Sie war nicht schüchtern, ging offen auf ihre neuen Mitschüler zu. Vielleicht war sie etwas flippiger als die anderen, etwas verrückter, aber eigentlich war sie ein ganz normaler Teenager.

Aber sie kam wohl nicht an mit ihrer Art in der neuen Klasse. Was immer es auch war, Vicky verstand es nicht. 

Es begann eher harmlos. Die angesagte Mädchen-Clique zeigte ihr die kalte Schulter und die anderen Schüler der Klasse zogen mit. Vor der Klassenparty bekam Vicky eine Mail, dass sie nicht erwünscht sei. Absender die Klasse 9a. Doch sie ließ sich nicht unterkriegen, sie ging trotzdem. Als der Bruder sie abholen wollte, war sie nicht da. Sie übernachte bei einem Mitschüler im Gästezimmer, sagte man ihm. Er schickte ihr eine Nachricht übers Handy. Doch die  Antwort kam erst Tage später. Vickys Handy war verschwunden; sie fand es endlich in der Klasse wieder. 

Und plötzlich gibt es einen facebook-Account mit ihrem Namen und mit Fotos von ihrem Handy. Alte Selfies, die sie mit einer Freundin gemacht hatte. Harmlos - nur jetzt auf diesem fake-Account und in einen anderen Zusammenhang gestellt, sind sie gar nicht mehr so harmlos.

Noch kann sich Vicky wehren...

Der Kieler Schauspieler Eric Behrendt erzählt in dem Ein-Personen-Stück von Knut Winkmann als Dominik die Geschichte seiner kleinen Schwester Vicky. Er spielt intensiv mit den Emotionen der Schülerinnen und Schüler unserer achten Jahrgangsstufe und nimmt sie mit in die sich immer weiter drehende Spirale aus Gerüchten und Verleumdungen über Facebook und WhatsApp, bis hin zur brutalen körperlichen Gewalt. Er zeigt ihnen auf, dass durch die Anonymität im Netz keiner weiß, wer die Täter sind, was zu einer zusätzlichen Verunsicherung der Opfer führt. Und das macht Eric Behrendt so gut, dass die über 100 Schüler und Schülerinnen unseres 8. Jahrgangs so konzentriert auf sein Spiel sind, dass man in der Stille fast eine Stecknadel fallen hören könnte.

"Vielleicht habe ich es ja auch verdient?", fragt sich Vicky am Ende ihres Leidensweges. Dass sie das nicht verdient hat, da ist sich das junge Publikum in der anschließenden Diskussion einig. "Erschreckend, dass Menschen so mit anderen Menschen umgehen ", bringen die Jugendlichen ihre Gefühle zum Ausdruck. "Wieso tut man so `was?", fragt eine Schülerin. Das Leiden von Vicky hat die Schüler und Schülerinnen nachdenklich gestimmt.

Zurück