Dirk Reinhardt mit "Edel- weiß- piraten"
06.06.2018 07:00
Untertitel: „Sie wollten nicht wegsehen – da wagten sie alles!“
Am 30.05. war Autor Dirk Reinhardt aus Münster der Einladung der Gemeinschaftsschule Meldorf (GMS) gefolgt und stellte Schüler*innen der Jahrgangsstufen 9 und 10 sein Jugendbuch „Edelweißpiraten“ vor. Der Anspruch der Geschichtslehrkräfte, zur Thematik Zeit des Nationalsozialismus besondere Begegnungen zu schaffen, die kein Nachlassen in der Auseinandersetzung zulassen, fand eine packende und - wie sich herausstellen sollte - berührende Umsetzung.
Den Schüler*innen schilderte Dirk Reinhardt die Zeit des Nationalsozialismus aus der Sicht einer Gruppe Jugendlicher, die als Kinder einfacher Arbeiterfamilien nur Zugang zu geringer Schulbildung erhielten und trotz allem über besonderen Mut, Werteachtung und Verstand verfügten. „Edelweißpiraten“ handelt nicht von Helden aus besonderen Gruppierungen, sondern von Jugendlichen im allgemeinen. Das macht den Roman interessant und lässt Bezüge zur Lebenswelt der Neunt- und Zehntklässler*innen herstellen. Nochmals interessanter wurde die Lesung durch originale Fotos der „Edelweißpiraten“ und Bilder realer Plätze der Geschehnisse, mit denen Dirk Reinhardt sein Erzähltes veranschaulichte.
Daniel, der Protagonist des Romans, der dank einer entstehenden Freundschaft mit einem ehemaligen Mitglied der „Edelweißpiraten“ mit deren Geschichte konfrontiert wird, lässt den Nationalsozialismus in die Gegenwart transportieren. Zunächst wachsen die jungen „Edelweißpiraten“ total unpolitisch heran. Schließlich lässt sie ihr gesunder Menschenverstand, ihr Empfinden für Gut und Böse und immer wieder der enorme Drang nach Freiheit zu jungen Menschen entwickeln, die Widerstand gegen das Naziregime leisten. Sechs von ihnen werden zur „Abschreckung“ im November 1944 ohne Gerichtsverfahren in Köln dem Henker übergeben. Mit Tagebucheintrag vom 27. November 1944 und einer Hinrichtungs-Szene lässt der Autor seinen Tatsachenroman beginnen.
Dirk Reinhardt wählte zum Vorlesen zwei Textstellen, die die Situation der Jugendlichen zu dieser Zeit deutlich machten und gab einen besonderen Einblick in das gefährliche Leben der „Edelweißpiraten“. Häufig kannten die Mitglieder der Organisation nicht einmal die richtigen Namen ihrer Freunde, sondern verwendeten Decknamen, um sich nicht gegenseitig zu verraten. Die Mitglieder verteilten Flugblätter gegen die Nationalsozialisten, die sie entweder selbst entworfen hatten oder von NS-feindlichen Ländern während Bombenangriffen erhielten. Darin wurde zu Protesten gegen die Naziherrschaft aufgerufen. Mit ihrem Widerstandshandeln riskierten sie eine Verhaftung und im schlimmsten Fall sogar eine öffentliche Hinrichtung.
Am Ende der Lesung nutzten die Schüler*innen die Gelegenheit, den Autor zu seinem Buch zu befragen: Wie kamen Sie dazu, ein Buch zum Nationalsozialismus zu schreiben? Wie verliefen Ihre Recherche-Arbeiten? Konnten Sie Zeitzeugen befragen? Was bedeutet der Name „Edelweißpiraten“? Eine Schülergruppe suchte nach der großen Diskussionsrunde im Forum das Gespräch mit dem Autor. Sie beschrieben ihren jeweils persönlichen Zugang zur Buchlektüre und auch: „Ich musste beim Lesen weinen.“ Schüler*innen und ihre Lehrer*innen danken Dirk Reinhardt für seinen literarischen Einblick in die Zeit des Nationalsozialismus. "Es war eine Bereicherung, ihn, einen Schriftsteller und gleichzeitig Historiker, in die GMS geholt zu haben." Sie wünschen Dirk Reinhardt weiterhin viel Erfolg in seinen Recherchen für viele nachfolgende Bücher.