„Terrorismus der 70er Jahre - RAF"
28.04.2011 16:17
Montag, 21.03.2011
Um viertel vor Acht haben sich alle Schüler der 10ten Klasse im Forum versammelt. Zuerst haben Frau Claußen, Frau Stauss, Frau Vogelsang, Herr Themsfeld und Herr Reimers die Schüler begrüßt und uns eine kurze Einweisung in den Verlauf der Woche gegeben. Danach wurde ein Film über die siebziger Jahre gezeigt. Darin kamen Dinge wie Musik, Nachrichten und ein Jahresrückblick der damaligen Zeit vor. Anschließend haben die Lehrer ein Theaterstück über das Familienverhalten in den 60ern vorgespielt, welches uns einen Einblick in das typische Verhalten der Jugendlichen und der Eltern gezeigt hat. Infolgedessen äußerten sich die Schüler mit ihren Meinungen zu dem Theaterstück und zu dem Film. Zudem haben die Schüler erzählt, wie sie gefühlt haben, als sie den Film und das Theaterstück gesehen haben. Danach folgte die Einweisung in die Straßenumfrage. Wir haben einen Bogen mit verschiedenen Bildern aus der RAF-Zeit bekommen, auf denen unter anderem Rudi Dutschke und Hans-Martin Schleyer zu sehen waren. Dann wurden alle Schüler in Gruppen eingeteilt und jede Gruppe hat einen bestimmten Teil Meldorfs zugewiesen bekommen, indem sie die Passanten befragen sollten, was auf den Bildern zu sehen ist. Jede Gruppe hatte zwei Stunden Zeit, um ungefähr 10 Menschen zu befragen. Nachdem alle Gruppen die Umfrage abgeschlossen hatten, trafen sich alle Schüler wieder um 11 Uhr im Forum. Anschließend haben alle einzelnen Gruppen ihre Ergebnisse ausgewertet und danach Schlagwörter auf buntes Papier geschrieben, die sie dann auf eine große Plakatwand aufgeklebt haben. Abschließend wurde noch einmal über die Auswertung gesprochen.
Ben und Steffen
Dienstag, 22.03.2011
Am Dienstagmorgen wurden wir in 5 Gruppen aus drei verschiedenen Klassen eingeteilt. Es waren immer 16 Schüler in einer Gruppe. Nach der Verteilung der Gruppen wurde uns ein Lehrer zugeteilt. Jeder Lehrer hatte sein eigenes Thema in einem Klassenraum vorbereitet. Frau Vogelsang hatte das Thema Steckbriefe der RAF Mitglieder. Frau Stauss hatte das Thema Vorgeschichte der RAF. Frau Claußen hatte das Thema Motive der RAF. Herr Reimers hatte das Thema Geschichte der RAF und Herr Themsfeldt hatte das Thema Opfer der RAF. Jede Lehrerin und jeder Lehrer hatte eine eigene Art wie sie/er das Thema den Schülern vorgestellt hat. Wir haben zum Beispiel bei Frau Stauss einen Film geschaut und bei Frau Claußen Musik analysiert. Pro Thema hatten wir ca. 45 Minuten Zeit. Dann wurde im Uhrzeigersinn gewechselt.
Kalle Gadermann
Mittwoch, 23.03.2011
Für Mittwoch standen Befragungen von Zeugen aus der Zeit der RAF an, um uns ein Bild der damaligen Situation zu vermitteln. Dafür waren fünf Personen mit unterschiedlichen Darstellungswinkeln zu uns eingeladen worden: Ein Polizist, eine normale Bürgerin, ein Pastor und Religionslehrer, der damalige Hauptfahnder des Bundeskriminalamtes und ein Lehrer, der damals Jugendlicher war. Alle Schüler hatten Zeit um sich Fragen für die Zeugen zurechtzulegen. Anschließend erzählten die Zeugen einige Minuten über sich und beantworteten die gestellten Fragen.
Hartwig Behrens, damals gerade zwanzig Jahre alt und noch in der Ausbildung zum Polizisten, erinnerte sich: ,,Damals hatte ich wirklich Angst. Ich wurde aus der Ausbildung genommen, um die Kontrollen zu verstärken. Wir hatten den Befehl, jeden, der eine plötzliche Bewegung machte oder unaufgefordert zum Handschuhfach griff, zu erschießen. Wir wussten ja nicht, wer hinterm Steuer sitzt und ob er uns töten würde“. Polizist zu sein war damals eine gefährliche Angelegenheit. Man hatte ständig Angst um sein Leben. ,,Es war auch nicht immer angenehm seiner Pflicht nachzukommen“, erzählte er. ,,Man muss friedliche Demonstranten auseinander treiben, Rechtsradikale bei Demos beschützen und alles Mögliche andere tun, was einem nicht passt, aber es ist deine Pflicht - also tust du es!“.
Frau Frankfurter, einfache Bürgerin, war wie viele andere zunächst für die RAF. Auch sie stritt sich oft mit ihren Eltern, die zu dieser Zeit sehr autoritär waren. Sie lehnte sich aber logischerweise dagegen auf und ließ sich, wie zu ihrer Zeit üblich, lange Haare wachsen.
Doch als die Gewalt um sich griff, bekam auch sie es mit der Angst zu tun. Keiner wollte mehr das Haus verlassen. Das schlimmste waren die Kontrollen. „Bei meinem Auto schlug einmal ein Suchhund an. Ich wurde gepackt, mit Handschellen gefesselt und auf die Motorhaube gedrückt. Der Hund hatte aber nur ein Stück Wurst gewittert, das unter dem Sitz lag. Dieses Erlebnis werde ich wohl nie mehr loswerden“, erzählte sie.
Edgar Huhn, damals Pastor und Religionslehrer am Werner-Heisenberg Gymnasium, wurde oft von seinen Kollegen schief angesehen, weil er mit den ,,Langhaarigen“ auf gutem Fuß stand und ihnen oft mit Rat aus der Klemme half. Er versuchte bei dem Thema objektiv zu bleiben und in seinen Predigten keine konkrete Seite einzunehmen, warnte jedoch vor der RAF und kritisierte jede Gewalt. ,,Ich habe versucht, die Leute davon zu überzeugen, dass die RAF es mit ihren Gewalttaten nur noch schlimmer macht“, meinte er.
Günther Scheicher, der damalige Hauptfahnder des BKA, hatte jahrelang fast ausschließlich mit der RAF zu tun. In jahrelanger Arbeit nahm das BKA unter seiner Führung über einhundertfünfzig Terroristen fest. Obwohl er versuchte objektiv zu bleiben, wusste er doch, dass er womöglich ein Ziel der RAF war. Er nahm schließlich ihre Mitglieder fest.
,,Mir brach der Schweiß aus, als mich über einen längeren Zeitraum ein Sportwagen verfolgte, der genau dem Geschmack von Andreas Baader entsprach“, erzählte er. Er war persönlich bei der Verhaftung Baaders dabei.
Friedel Hillebrecht kam aus einem sozialdemokratischen Elternhaus und war freilich gegen den Vietnamkrieg. Lächelnd erinnerte er sich an seine erste Demo zurück, in der es sogar gelang, die Polizei mittels von Schneebällen zu vertreiben. Doch auch bei ihm hörte mit der Gewalt der Spaß auf. ,,Zuerst war die RAF noch total toll, doch dann haben sie angefangen mit Gewalt zu kämpfen. Ich frage mich, ob sie dann noch für die Freiheit gekämpft haben oder für sich selbst“.